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Bezirk Braunau zur Übersicht
Die Feuerwehr - ein lange von Männern dominiertes Metier. Dass die Feuerwehren des Bezirkes Braunau hier glücklicherweise eine modernere Sicht der Dinge haben, beweisen unsere beiden frischgewählten Kommandant-Stellvertreterinnen.
Mit den Wahlen im Jahr 2023 wurde es amtlich: Bei der Feuerwehr Ibm kandidierte Kerstin Bruckmoser für das Amt der Kommandanten-Stellvertreterin. Vanessa Aigner wurde als Kommandant-Stellvertreterin der FF Reith gewählt.
Stellvertretend für die über 1.000 ehrenamtlichen Feuerwehrkameradinnen von Jugend über Aktivstand bis Reserve wollen wir zwei Führungspersönlichkeiten vorstellen.
Beide starteten ihre Feuerwehrkarriere bei der Jugendfeuerwehr. Kerstin trat 2010 in den Aktivstand über und absolvierte gleich im Jahr darauf den Funklehrgang in Riedersbach. Dem nicht genug engagierte sie sich im Jahr darauf sogleich auch als Jugendhelferin.
Im Jahr 2019 übernahm sie als Betreuerin der Mini-Jungend eine spannende und vor allem abwechslungsreiche Aufgabe. Damit keine Langeweile einkehrt, konnte sie im selben Jahr die interne Atemschutzausbildung erfolgreich abschließen und war fortan auch an "vorderster Front" nicht mehr wegzudenken.
2022 belegte Kerstin weitere zwei Lehrgänge an der Landesfeuerwehrschule in Linz. Als Erweiterung zur internen Atemschutzausbildung absolvierte sie den Atemschutzlehrgang und anschließend den Gruppenkommandantenlehrgang.
Mit diesem breiten Basiswissen übernahm sie im Jahr 2023 als Fachbeauftragte den kompletten Bereich Atemschutz in ihrer Feuerwehr. Ebenfalls im Jahr 2023 wurde sie als 1. Kommandant-Stellvertreterin bei den Wahlen von der Mannschaft bestätigt.
Auch Vanessa kann bereits auf eine großartige Feuerwehrkarriere zurückblicken. Nach dem Grundlehrgang folgten beinahe jährlich viele weitere Lehrgänge und Ausbildungen, unter anderem der Funklehrgang, Lehrgang zum Feuerwehr-Ersthelfer, Maschinisten, Verkehrsregler, Gruppenkommandant, Lotsen- und Nachrichtenlehrgang, Technischer Lehrgang 1, Schrift- und Kassenführer, Zugskommandant, Einsatzleiter und der Technische Lehrgang 2.
Neben der Teilnahme an diversen internen Schulungen und Weiterbildungen auf Feuerwehr-, Abschnitts-, und Bezirksebene engagiert sich Vanessa auch als Oberamtswalterin für den Feuerwehrmedizinischen Dienst im Abschnitt Mauerkirchen. Hier sichert sie bei Leistungsbewerben die medizinische Versorgung von KameradInnen, übernimmt einen Teil der bezirksweiten Ausbildung der Feuerwehr-Ersthelfer und bereitet auch schon die Feuerwehrjugend beim Wissenstest auf die bevorstehenden Aufgaben im Bereich „Erste Hilfe“ vor.
Apropos Feuerwehrbezirk Braunau - auch bei Großschadenseinsätzen ist Vanessa eine gefragte Persönlichkeit, denn hier hat sie in einem großartigen Team die übergreifente Koordination von Einsätzen über.
Das alles war nur ein grober Überblick der Leistungen, welche beide für ihre Feuerwehr, und letztlich jeder und jedem Einwohner des Bezirkes Braunau ehrenamtlich und voller Herzblut in ihrer Freizeit erbringen.
Beide Kameradinnen stellten sich vier kurzen Fragen über sich und auch ihrer Sicht der Dinge:
Was hat dich motiviert zur Feuerwehr zu gehen?
Bei meinem Eintritt in die Feuerwehrjugend war die Motivation vor allem der Spaß bei Trainings, Leistungsbewerben und Ausflügen. Das Gefühl zu haben, ein Teil einer Jugendgruppe zu sein und das gemeinsame Können bei Leistungsbewerben unter Beweis zu stellen war eine tolle Erfahrung. Spannend waren für mich auch immer die Vorbereitungen und die Abnahme des Wissenstests. Ausgebildet von den aktiven Vorbildern zu werden und die Gerätschaften hautnahe kennen zu lernen, die bei einem realen Einsatz verwendet werden, war für mich schon etwas ganz Besonderes.
Wie schwierig ist es, sich in einer doch noch sehr von Männern dominierten Vereinigung als Frau einen Namen zu machen?
Meine persönliche Erfahrung in der eigenen Feuerwehr, aber auch in der Abschnittsfunktion ist, dass kein Unterschied zwischen Mann und Frau bei der Feuerwehr gemacht wird. Den Satz „Du kannst das nicht, du bist eine Frau“ ist mir in meiner Feuerwehrlaufbahn noch nie zu Ohren gekommen. Als ich mich eines Tages bei einer Monatsübung für den Atemschutz näher interessiert habe, bekam ich von meinen Kameraden sofort die Möglichkeit die Gerätschaft am eigenen Körper zu tragen. Nur Wochen später erhielt ich die notwendige Ausbildung für das Tragen des schweren Atemschutzgerätes und bestand den ärztlichen Gesundheitscheck – bei dem ebenfalls kein Unterschied zwischen Mann und Frau gemacht wird.
Was schätzt du an der Feuerwehr besonders?
In der Feuerwehr schätze ich besonders die Kameradschaft, den Zusammenhalt aber auch das reibungslose Zusammenspiel bei Einsätzen. Durch Übungen, gemeinsam erkämpften Leistungsabzeichen und Einsätzen entwickelt sich schon fast ein „blindes Vertrauen“, dass zwischen den KameradInnen vorherrscht. Dieses Vertrauen ist vor allem in stressigen Situation essentiell, um das bestmögliche bei einem Einsatz zu erreichen.
Findest du dass die Feuerwehr bereit ist für mehr Frauenpower?
Definitiv ja.
In der Feuerwehr macht es keinen Unterschied, ob man männlich oder weiblich, Tischler oder Akademiker, Quereinsteiger oder aus der Feuerwehrjugend kommt – das gemeinsame Ziel, Personen und Tiere zu jeder Tages- und Nachtzeit aus (lebens-)bedrohlichen Situationen zu retten, steht bei uns im Vordergrund!
Dabei kann jeder seinen persönlichen Beitrag dazu leisten!
Was hat dich motiviert, zur Feuerwehr zu gehen?
Unser damaliger Jugendbetreuer Helmut Hinterauer ist aktiv auf mich und einige meiner Freundinnen zugegangen und hat uns gefragt, ob wir denn nicht zur Feuerwehr gehen möchten. Wir haben uns sehr gefreut, dass wir gefragt wurden und waren voller Elan dabei. Unsere erste Bewerbsgruppe bestand damals aus acht Mädchen und einem Jungen.
Auch wenn sich unser Jugendbetreuer oft abwertende Kommentare bezüglich seiner Mädchengruppe von anderen Feuerwehren anhören musste, hatten wir sehr viel Spaß und eine tolle Zeit in der Feuerwehrjugend.
Von dieser Gruppe sind schlussendlich fünf Frauen in den Aktivstand übergetreten und jetzt nach über zehn Jahren noch drei Frauen aktiv im Dienst.
Wie schwierig ist es, sich in einer doch noch sehr von Männern dominierten Vereinigung als Frau einen Namen zu machen?
Für mich persönlich ist es immer noch schwierig als Frau bei gleicher Leistung/gleichen Ausbildungen eine Führungsposition zu erlangen. Dank unseres aufgeschlossenen Kommandos war es für mich möglich diese Aufgabe zu übernehmen.
Aus meiner Erfahrung wird man als Frau kritischer beobachtet und muss bessere Leistung bringen, um als gleich akzeptiert zu werden.
Was schätzt du an der Feuerwehr besonders?
Ich verbringe meine Freizeit sehr gerne bei der Feuerwehr, da ich hier die Möglichkeit habe Menschen in Not zu helfen und sie in Notlagen zu unterstützen. Ich finde es toll in einer Vereinigung tätig zu sein, wo das Wohl aller im Vordergrund steht. Der Zusammenhalt innerhalb der Feuerwehr und meine gleichgesinnten KameradInnen sind für mich eine große Motivation meine Zeit dafür aufzuwenden.
Findest du die Feuerwehr ist bereit für mehr Frauenpower?
Veränderung ist nicht immer leicht aber in diesem Fall sehr notwendig, da wir sonst sehr viele potenzielle Feuerwehrmitglieder ausschließen, welche vielleicht sehr gerne ihre Freizeit bei der Feuerwehr verbringen würden.
Auch wenn die Feuerwehr lange als "Männersache" angesehen wurde, so haben sich die Zeiten zum Glück mittlerweile etwas gewandt. Mittlerweile sind bereits über 10% aller Feuerwehrmitglieder weiblich - Tendenz steigend. Der Feuerwehrbezirk Braunau lebt Veränderung.
Wir wollen gemeinsam die Welt ein kleines bisschen besser machen, egal welches Geschlecht, egal welche Wurzeln, egal welches Alter.
Wenn auch du ein Teil eines großartigen Teams sein willst, dann komm zu deiner Feuerwehr!
Text & Fotos: BFKDO Braunau